Was machen, wenn…..
Es kommt nicht selten vor, dass sich bestehende Formationen aus den unterschiedlichsten Gründen trennen. Oft stehen dann Sportler und Trainer vor einem Scherbenhaufen, der mit einem Neuanfang einhergeht.
Natürlich versucht jeder Verein, anschließend das Beste aus den noch bestehenden Möglichkeiten und Begebenheiten zu machen. Häufig kommt es auch vor, dass talentierte Sportakrobaten einfach nicht den optimalen Gegenpart zu sich selber finden. Der ehemalige Bundestrainer Vitcho Kolev fand hierzu einst die richtigen Worte: „In der Sportakrobatik benötigst Du unheimlich viel Geduld und Durchhaltevermögen, um als Sportler und Trainer durchstarten zu können! Man kann selber noch so gut sein und auch das nötige Talent haben, ohne den richtigen Partner ist man ’nichts‘. Irgendwann geht dann jedoch die Hallentür auf und plötzlich bist Du der beste Trainer und der beste Sportakrobat!“
In unserer heutigen schnelllebigen Zeit, in der häufig nur die Erfolge zählen, werden genau diese Sportler und Trainer vergessen und belächelt, die diese Phasen durchleben und auf den Tag „x“ warten.
Als prominenteste Sportakrobatikgröße ist hier aktuell Sophie Kirschner vom TSV Friedberg zu nennen. Nach sechs erfolgreichen Jahren (u.a. 14x Deutscher Meister, EM-Zehnte und WM-Sechste) fanden die Verantwortlichen seit Juni 2018 keinen adäquaten Partner, um weiterhin auf Top-Niveau turnen zu können. Trotz dieses Schicksals hielt sich Sophie Kirschner ein Jahr im Training fit und wartete auf einen neuen Partner. Leider blieb dies aus und die deutsche Sportakrobatik verlor ein Riesentalent.
Ähnlich erging es auch Pia Schütze vom SC Hoyerswerda. Uns allen ist das Ausnahme-Damenpaar mit Pia und Gina Lee Nickler noch gut in Erinnerung, die der Deutschen Sportakrobatik viele Erfolge einbrachten. Nach dem verheißungsvollen Neustart mit Sascha Jeriomkin hofften viele schon auf ein weiteres erfolgreiches Mix-Paar für Deutschland. Doch die Gesundheit machte den beiden einen Strich durch die Rechnung und Sascha musste verletzungsbedingt seine sportliche Karriere auf Eis legen. Bis zum heutigen Tage harren Pia und ihr Trainer Sergej Jeriomkin noch immer aus und warten auf den richtigen Partner für Pia!

Dass es auch anders gehen kann, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Wilhelmshaven:
Aus persönlichen Gründen sowie Verletzungen brachen die Unterpartnerinnen von Lina Carow (11 Jahre) und Mira Spieß (12 Jahre) fast zeitgleich weg und beide standen plötzlich vor einer ungewissen Zukunft. Eine schwere Situation, die wahrscheinlich jeder Sportler und Trainer schon einmal mitgemacht hat und die Beteiligten vor eine große sportliche Herausforderung stellt.
In diesem Fall wurde Mira kurzerhand zu einem Untermann „umfunktioniert“ und die beiden Sportlerinnen schafften es Dank enormer Willenskraft, Fleiß und jeder Menge Ehrgeiz sich innerhalb kürzester Zeit einen derartigen Leistungsstandard zu erarbeiten, der es ihnen ermöglichte, an den Deutschen Meisterschaften in Hoyerswerda und Wilhelmshaven teilzunehmen.
Diese spontane Zweckgemeinschaft konnte natürlich keine Dauerlösung sein, doch wurde dadurch die Zeit einer möglichen Ungewissheit optimal überbrückt und den beiden ein ähnliches Schicksal, wie das von Sophie Kirschner oder Pia Schütze, erspart. Mittlerweile hatten beide das Glück, mit neuen Partnerinnen neu durchstarten zu können.

Was bleibt, ist die Frage, welche Möglichkeit hat die deutsche Sportakrobatik, den Verlust von Talenten zu verhindern? Wie können Sportler und Sportlerinnen aufgefangen werden, ohne das ihr Talent verloren geht? Vielleicht wäre ein Bundesleistungsstützpunkt mit angebundenem Sportlerinternat eine Möglichkeit! Anregungen diesbezüglich könnte man sich sicherlich aus unseren Nachbarländern holen! Wie auch immer, wenn die Deutsche Sportakrobatik vorangetrieben werden soll, ist es wichtig, sich auch mit dieser Thematik auseinander zu setzen.