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Es muss nicht immer eine Medaille sein

Das Ende der Europameisterschaften von Pesaro/Italien liegt nicht einmal fünf Wochen zurück. Für tiefgreifende Analysen war eigentlich noch keine Zeit, da Bundestrainer Igor Blintsov sich direkt schon Gedanken zu den bevorstehenden World-Games in Birmingham/USA (07.07.-17.07.) und den Weltmeisterschaften in Baku/Aserbaidschan (02.03.-13.03.2022) machen muss. Die nächsten Termine mit den Kaderlehrgängen der Senioren und Junioren 12-18 im Bundesleistungszentrum in Dresden und Leistungszentrum Riesa stehen direkt an. Herausragend in diesem Zusammenhang ist dabei die Verpflichtung vom belgischen Nationalcoach Sergey Tretyakov durch Bundestrainer Igor Blintsov. Dieser wird gemeinsam mit seinem Kollegen und Freund Igor Blintsov ab dem heutigen Donnerstag (28.10. – 02.11.2021) die Senioren in Riesa auf die kommenden Aufgaben intensiv vorbereiten. 

Zurück zur EM… Mit insgesamt einmal Silber und dreimal Bronze kann der Deutsche Sportakrobatik Bund durchaus zufrieden sein. Und doch muss man nüchtern konstatieren, dass die Deutsche Equipe in der Breite besser aufgestellt werden muss. Zahlreiche Sportler haben ihre Karriere nach der EM beendet. Spätestens jetzt ist es an Sportdirektor Hannes Schenk die Weichen richtig zu stellen und Bundestrainer Igor Blintsov die notwendigen Unterstützungen u.a. bei der Nachwuchsförderung von 11-19 zukommen zu lassen. 

Neben den Medaillengewinnern aus Riesa, Hoyerswerda und Dresden zeigten einige der deutschen Athletinnen und Athleten teilweise sehr gute Übungen bis hinzu Leistungen, die durchaus eine Medaille verdient gehabt hätten. Eine Liste der knapp oder sogar unglücklich verpassten Chancen ließe sich mit einigen Namen füllen. Zu nennen wären hier das 11-16 Damenpaar Josi Jando und Liora Ebnet aus Hoyerswerda, das Junioren 1 Damenpaar Johanna ter Haseborg und Mia Ohlsen aus Oldenburg, die Senioren-Damengruppe Lena Holdefer, Kira Winter und Josephine Beaupre aus Erbstetten und Nieder-Liebersbach und „last but not least“ der Senioren-Herrrenvierer mit Tom Mädler, Vincent Kühne, Danny Ködel und Ben Ködel aus Dresden, die mit hohen Wertungen im 26er- bis 27er-Bereich aufhorchen ließen.

Betrachtet man abschließend nicht nur die Medaillenanzahl, sondern alle Finalplätze in den verschiedenen Altersklassen, bleiben in Europa immer noch Länder wie Russland, Portugal, Israel und Belgien für die deutschen Athleten außer Reichweite. Aber mit den erreichten Finalplätzen ließ man Länder wie z.B. Spanien, den Niederlanden und Frankreich hinter sich. Es muss der deutschen Sportakrobatik in den nächsten Jahren gelingen, die Zahl der Finalplatz-Formationen zu erhöhen, um dann die Chancen auf einen Medaillengewinn zu steigern. Doch auch andere Nationen schlafen nicht und haben ihrerseits durch gute und strukturierte Nachwuchsfördermaßnahmen und insgesamt modifizierte Leistungsprogramme aufgeholt bzw. klopfen schon des Öfteren an die Weltspitze in der Sportakrobatik an. Genau dies muss auch das Ziel des deutschen Verbandes sein. Eine Zentralisierung der besten Nachwuchskräfte unter der Regie eines Co-Bundestrainers oder Bundestrainerin mit dem Ziel der Nachhaltigkeit und Vorbereitung auf den Spitzenbereich könnte bereits zielführend sein. 

Zu groß ist ansonsten die Gefahr, dass talentierte Nachwuchssportler weder in Kaderlisten auftauchen oder gar wegen fehlender Perspektive von der Bildfläche verschwinden und der Sportakrobatik den Rücken kehren.

In den einzelnen Vereinen werden die Athleten und Athletinnen oft langfristig unter der Leitung ihrer Heimtrainer geformt. Hier heißt es für den DSAB anzusetzen. 

Wie in vielen anderen Sportarten steht der Verband in der Verantwortung, talentierten Sportakrobaten mit einer grundlegenden Perspektive die notwendigen Schritte aufzuzeigen sowie die erforderlichen zukunftsorientierten Bedingungen zu schaffen.

Bundestrainer Igor Blintsov wird sich in den nächsten Wochen und Monaten auf die nächsten beiden sportlichen Höhepunkte konzentrieren müssen, um die potentiellen Teilnehmer optimal vorzubereiten. 

Ob die wenigen Monate bereits ausreichen werden, um das nötige Leistungsniveau nochmals zu steigern, um so den Sprung in die Finals oder gar den Sprung auf das Podest zu schaffen, wäre mehr als wünschenswert. Die Zukunft muss zeigen, dass wir nicht nur individuelle Leistungsträger und Medaillengewinner, wie Daniel Blintsov, Pia Schütze, Tobias Vitera und Albrecht Kretzschmar hervorbringen, sondern auch weitere Ausnahmesportler sowie überzeugende Nachwuchskonzepte zeitnah entwickeln. Ohne eine schnelle kontrollierte Professionalisierung in vielen Kernbereichen unserer Sportart werden wir immer nur punktuell Ausrufezeichen in der Weltspitze setzen können. Deutschland verfügt über genug Sportakrobaten und Sportakrobatinnen, die international erfolgreich sein wollen und auch können. Diese müssen wir gezielter und effektiver „scouten“, fördern und womöglich bis in die Weltspitze entwickeln. 

Bundestrainer Igor Blintsov: „Wir sind mit dem Abschneiden insgesamt zufrieden. Bei vielen deutschen Formationen befanden sich die Medaillengewinner in Reichweite! Tatsächlich konnten gerade die vorgenannten Formationen ihren Qualifikationswert in den Finals noch einmal steigern. Trotz einer mannschaftlichen Geschlossenheit fehlt es in der Breite in den verschiedenen Altersklassen noch an punkteträchtigen Spitzenleistungen. Natürlich standen wichtige Athleten und Athletinnen in Pesaro nicht zur Verfügung und einige Sportler mussten in der Vorbereitung mit Verletzungen kämpften, doch insgesamt müssen wir in Zukunft Potenziale in unserem Nominierungsverfahren schneller erkennen! Man kann nicht behaupten, dass wir für die anstehenden Aufgaben ohne Probleme dastehen. Letztendlich ist es aber immer eine Frage der Perspektive. Wir werden weiterhin alles Erdenkliche daran setzen, um Medaillen zu gewinnen. Doch ohne Veränderungen, darf man keine Wunderdinge erwarten!“ 

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