IMG_1933

Zwei Tickets sind sicher !

Die WM liegt schon wieder mehr als zwei Wochen hinter uns. Das deutsche Team kehrte mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus Portugal zurück. Während sich die beiden Dresdner Formationen für die World-Games in Chengdu qualifizierten, schafften es überraschend das Mixed-Paar Daniel Blintsov und Diana Lust sowie das Damenpaar aus Oldenburg Laura Karczmarzyk und Leni Ohlsen nicht, das Ticket auf direktem Wege zu lösen. Zu den drei erfolgreichsten Nationen bei dieser WM zählten Belgien, die Volksrepublik China und Aserbaidschan mit fünf bzw. vier Goldmedaillen. Insgesamt konnten sich 11 Nationen in die Medaillenränge eintragen.

Natürlich hätte sich auch der DSAB gerne in die Medaillenränge eingetragen, aber es gibt Wettkämpfe und wichtige Sportereignisse, da muss es nicht immer der Gewinn einer Medaille sein, um diese erfolgreich abzuschließen bzw. sich gleichzeitig die Hochachtung und Anerkennung des einzelnen Betrachters zu verdienen. Bei dieser WM ist die Leistung und die World-Games-Qualifikation der Damen-Gruppe mit Flora Jesse, Luisa Schuldt-Iturri und Pauline Fuchs (Dresdner Sportclub, SV Kubschütz) und der Herren-Gruppe bestehend aus Andreas Benke, Pascale Dreßler, Carl Frankenstein und Aaron Borck vom Dresdner SC nicht häufig genug hervorzuheben! Beide sächsischen Formationen sicherten sich mit jeweils hohen Gesamtpunktzahlen in der Nationenwertung den erforderlichen 6. Platz und damit dem DSAB die beiden heiß ersehnten Tickets für die in der chinesische Hauptstadt der Provinz Sichuan im nächsten Sommer stattfindenden World-Games. Nochmals: Herzlichen Glückwunsch an Euch und Eure Trainer zu dieser tollen und herausragenden Leistung im Namen des DSAB & allen seinen Sportlern !

Die Kehrseite der Medaille

Dass der Wille oft Berge versetzen kann, weiß kaum jemand besser in der Sportakrobatik als Athletensprecher Daniel Blintsov, einer der derzeit wohl besten Sportakrobaten Deutschlands. Aber manchmal, in diesem Fall während eines statischen Elements bei der Balance-Übung mit seiner Partnerin Diana Lust, hilft auch der Wille nichts. In diesem Augenblick geht es nur noch darum, einigermaßen die Balance & Technik des betreffenden Elements und die Abzüge so gering wie irgend möglich zu halten. Dies gelang neben den beiden Ausnahmesportlern aus Riesa und Mergelstetten leider auch nicht den amtierenden Europameisterinnen aus Oldenburg. Beide erreichten in der so wichtigen Qualifikation für die World-Games nicht den erforderlichen sechsten Platz. „Wir sind einfach nur enttäuscht, die angepeilte direkte Qualifikation für die World-Games nicht geschafft zu haben“, sagten beide Formationen übereinstimmend kurz nach der verpassten Quali.

Hinfallen, aufstehen, weitermachen – dies muss nach diesem Rückschlag nun die Losung in den nächsten Monaten sein. Dabei gilt dieser deutsche Misserfolg schon als besonders Bitter. Eine Sportakrobatik-WM ohne deutsche Medaille – das kam in den letzten Jahren nicht allzu häufig vor. Das Team um Bundestrainer Igor Blintsov präsentierte sich in Guimares in der Breite bestimmt nicht schlechter, vielleicht insgesamt sogar besser als in den vergangenen Jahren, hat aber den Abstand nach den erfolgreichen Europameisterschaften im letzten Jahr in Varna zur Weltspitze wieder größer werden lassen. Keine Medaillen mit nach Hause zu bringen und zudem von fünf möglichen World-Games-Tickets lediglich zwei zu gewinnen, klingt schon ein wenig nach sportlichem Tiefpunkt. Dies muss auch Igor Blintsov erst einmal verdauen. „Wir sind nicht hierher gekommen, um wieder mit leeren Händen nach Hause zu fliegen“, konstatierte ein enttäuschter Bundestrainer. Das gesamte deutsche Team hat bis zuletzt gehofft, dass zumindest das Mixed-Paar Daniel Blintsov und Diana Lust die deutsche Equipe vielleicht noch „erlöst“. Doch dazu kam es nicht. Am letzten Wettkampftag platzte mit dem von Nina Blintsov trainierten Mixed-Paar die letzte Hoffnung auf einen einigermaßen versöhnlichen Abschluss: wieder Platz vier für das als einer der Medaillenanwärter neben dem Herrenvierer aus Dresden und dem Damenpaar aus Oldenburg gegoltenen Mixed-Paar Blintsov/Lust. Auch Bundestrainer Igor Blintsov konnte seine Enttäuschung nach dem Wettkampf nicht verbergen. „Die Tür zumindest im Finale war mehr als offen, wenn wir die so wichtigen und auch eigentlich verdienten Zehntel des Kampfgerichtes erhalten hätten. Das ist ärgerlich und schon ein kleines Drama in meinen Augen. Einige Wertungen haben sich mir bis zum heutigen Tag noch nicht so ganz erschlossen“, so Bundestrainer Blintsov. 

Insgesamt trotzdem keine schlechte Bilanz, so bewertet und stellte sich gleichzeitig Athletensprecher Blintsov vor seine Teamkollegen: „Ich habe unser Team als sehr kämpferisch vor und während des Wettkampfes auf dem Competition-Floor erlebt. Wir haben extrem viele gute Leistungen abgeliefert und teilweise sehr gute Wertungen erhalten, die in den Vorjahren immer zu einer Medaille gereicht hätten, aber dieses Jahr halt nicht. Das schmälert aber die Leistung nicht“, so Daniel Blintsov. Die meisten Formationen waren tatsächlich auf den Punkt fit und schöpften ihr Potenzial aus – für das große Rampenlicht reichte es dennoch nicht. Am Ende jubelten andere in der Kiss-and-cry-area und hörten auf dem Siegerpodest ihre Nationalhymne. 

Es muss aber aktuell nicht der Griff ins oberste Regal sein, um am Ende des Tage festzustellen: „Die Weltspitze hat sich signifikant weiterentwickelt und ist in der Breite mehr als deutlich stärker geworden. Selbst unsere besten Leistungen reichen nicht zur einer Medaille. Wir haben augenscheinlich in vielen Disziplinen den Anschluss an die Weltspitze verloren, auch in solchen, in denen Deutschland einst sehr erfolgreich war. In bestimmten Disziplinen fehlt es dem DSAB gar an Startern. Warum sind wir dort nicht mehr so stark präsent?

Die einzelnen Übungen der deutschen Formationen machte unverständlich klar, dass elegante und fehlerfreie Sportakrobatik zwar schön aussieht, aber im direkten Wettstreit mit der Weltspitze am Ende nicht ausreicht. Häufig fehlte es schlicht weg an den entsprechenden Schwierigkeiten, mit denen man die nötigen Punkte einfahren kann. Gerade hier müssen wir in der Zukunft noch intensiver arbeiten, um bei der nächsten WM mit einem noch höheren Schwierigkeitsniveau aufwarten zu können.

So oder so wollen die deutschen Athleten in Zukunft wieder auf dem Treppchen stehen – und die Chancen stehen besser, als es nach einem Rückblick auf die WM vielleicht den Anschein hat. Es ist noch genug Zeit bis zu den großen Wettkämpfen in den nächsten Jahren. „Wir gehen mit einer Menge Aufgaben nach Hause. Wir werden kritisch hinterfragen, warum wir nicht mehr an der Stelle sind, wo wir schon einmal waren“, so Igor Blintsov. „Wir haben ein Wahnsinns-Know-how in diesem Verband, aber wir haben unsere gesamten PS noch nicht auf die Straße gebracht.“

Antworten muss der Verband nun zügig finden und auch entschlossen handeln, wenn er sein ehrgeiziges Ziel erreichen will: bis zu World-Games 2029 in Karlsruhe wieder zu den Top fünf der Nationenwertung zu gehören und wieder Medaillen zu gewinnen. Die Analyse der Weltmeisterschaft in Portugal wird in der Führung zum Jahresende sicher noch eine Rolle spielen, um mit den nötigen Schlussfolgerungen und Konzepten in das nächste Jahr mit EM und World-Games zu starten.

Am Ende bleibt auf jeden Fall die Hoffnung. Und diese stirbt bekanntlich zuletzt! Denn trotz der verpassten Qualifikation bei der WM ist Optimismus und Selbstvertrauen im DSAB-Lager angebracht, zumal nach den zwei direkten World-Games-Qualifikationen auch noch bei dem MxP Hoffnungen bestehen, als Nachrücker nach China fahren zu können. Die Daumen bleiben also weiterhin gedrückt !!!

Comments are closed.