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Zweimal Silber zur besten TV-Sendezeit

Viele Sportakrobatik-Fans standen vermutlich vor der Frage TV oder Livestream (10,- € pro Tag), Sportschau mit der Fussballbundesliga oder FIG-World-Cup in Puurs. Wer sich für das Finale beim ersten FIG Acro World Cup in Puurs-Sint-Amands, Belgien, entschieden hat, wird alles richtig gemacht haben. Beeindruckende Höchstleistungen vom ersten bis zum letzten Starter. Und so reihten sich die Schützlinge von Bundestrainer Igor Blintsov nahtlos in die Besten der Besten ein. Mit zweimal Silber und den Finalplätzen 4, 6, 7 und 8 läutete man erfolgreich die World-Cup-Serie 2025 für die deutsche Equipe ein und konnte am heutigen Sonntag durchaus zufrieden die Heimreise antreten.

Der World Cup in Puurs wurde wie in den letzten Jahren zusammen mit dem Flanders International Acro Cup (FIAC) durchgeführt, welcher von einigen deutschen Vereinen besucht und sehr erfolgreich abgeschlossen wurde. Der FIAC ist jedes Jahr ein Highlight im Sportakrobatik-Kalender. Die Stimmung in der Wettkampfhalle ist aufgrund der Nähe zu den Zuschauern einzigartig. Was für die zahlreichen Zuschauer auf der Tribüne ein akustisches und visuelles Highlight bildet, ist für viele Sportlerinnen und Sportler eine ungewohnte und herausfordernde Atmosphäre. Am besten konnte hier aus deutscher Sicht das neuformierte Damenpaar vom TV Ebersbach Lena Hafner und Milla Weissinger in der Youth-Klasse (ehemals 11-16) mit den einzigartigen Begebenheiten umgehen und zeigte über alle drei Übungen ihre gute Form und siegte nach dem Sachsenpokal vor wenigen Wochen auch beim FIAC mit 26.500 Punkten vor den starken Damenpaaren aus Portugal (26.150) und Österreich (26.100).

Zurück zum World Cup. Das hochkarätige Starterfeld konnte mit World-Games-Gewinnern, Welt- und Europameistern nicht besser besetzt sein. Insgesamt 12 Nationen nutzten diesen Wettkampf als weiteren Vorbereitungsschritt auf die Jahreshöhepunkte der Europameisterschaften in Luxemburg im April sowie den World-Games in Chengdu (CHN) Ende Juni. Bei den Herrenpaaren zeigten Vsevolod Ossolodkov und sein jüngerer Bruder Yaroslav Ossolodkov (USA) (Value=Schwierigkeit 210), bei den Damenpaaren die belgische Formation Maysae Bouhouch und Silke Machers (Value 204), bei den Damengruppen die portugiesische Formation mit Ema Fernadez, Alicia Santos und Leonor Carreira (Value 275) sowie das Ukrainische Mixed-Paar Yevfrosyniia Kryvytska und Ivan Labunets (Value 322) mit atemberaubenden Schwierigkeiten ihre Extraklasse und stellte dabei die Konkurrenz schon ein wenig in den Schatten.

Aus deutscher Sicht sicherten sich am Ende eines spannenden Wettkampfwochenendes Daniel Blintsov (SC Riesa) und Diana Lust (SV Mergelstetten) und der Herrenvierer Andreas Benke, Pascale Dressler, Aaron Borck und Carl Frankenstein (Dresdner SC) in ihren Finals die Silbermedaille. Nach der Qualifikation lagen die Schützlinge von Nina Blintsov und Aleksander Hauk noch auf Platz drei. Im anstehende Finale war es dann eher etwas für Alfred Hitchcock… Bis zum letzten Mixed-Paar und Herrenvierer lagen beide Formationen noch auf Goldkurs. Doch zum World-Cup-Sieg reichte es nicht. Mit einer fehlerfreien Übung behielten Yevfrosyniia Kryvytska und Ivan Labunets und der portugiesische Herrenvierer die Oberhand und holten sich am Ende verdient den ersten World-Cup.

Für das Herrenpaar Hannes Woitaß und Lyven Strempel (SC Riesa) verlief das Wochenende und damit auch das gestrige Finale der besten sechs Herrenpaare alles andere als optimal. Es fehlte ein wenig an Präzision und Synchronität und so hatte man aufgrund der enormen Leistungsdichte unter den weltbesten Nationen keine Chance auf eine bessere Platzierung. Hier entscheiden im Moment Kleinigkeiten und häufig auch die Tagesform.

Das Damenpaar Laura Karczmarzyk und Leni Ohlsen (SG Schwarz-Weiß Oldenburg) zeigte durchweg fehlerfreie Übungen und erzielte in der Qualifikation und auch im Finale eine der höchsten Techniknoten aller Top-Nationen. Diese Leistung unterstreicht die technische Qualität der beiden Oldenburgerinnen. Schon beim nächsten Auftritt in Luxemburg und dem darauffolgenden World-Cup in Baku/Rzeszów wird man unsere beiden amtierenden Europameisterinnen noch weiter verbessert sehen.

Die beiden Damengruppen aus Oldenburg (Mia Ohlsen, Gina Sperling und Beke Damaschke) und Kassel/Dresden (Pauline Fuchs, Lisa Konrad und Luisa Schuldt-Iturri) konnten mit drei sicheren und überzeugenden Übungen aufwarten. Sie erreichten am Ende einen hervorragenden 7. Platz und 8.Platz im Finale und übertrafen damit die Erwartungen. Beide Damengruppen trennten am Ende lediglich 0,100 Punkte voneinander. Ein Beweis für die kontinuierliche und gute Arbeit im Training in Niedersachsen und Hessen.

„Mit einem so schnellen und herausragenden Erfolg auf diesem Weltklasse-Niveau konnte eigentlich noch nicht unbedingt gerechnet werden!“, so ein mehr als zufriedener Bundestrainer Igor Blintsov. Nur durch die tolle und gleichzeitig mehr als intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten in den letzten Monaten war diese Leistung erst möglich! Einige wenige Experten standen einem Start nach der doch eher kurzen Vorbereitung der neuen Startgemeinschaft aus Kassel/Dresden eher skeptisch gegenüber. Wird die Zeit bis zur EM und den World-Games überhaupt ausreichen, um eine Damengruppe, neben dem Dreier aus Hoyerswerda, mit Medaillenchancen zu formen ? Bereits nach den ersten Auftritten in der Qualifikation wurde auch der letzte Skeptiker davon überzeugt, wohin in Zukunft der Weg für diese Formation gehen könnte. Aber dies zeigt wieder einmal, was möglich ist, wenn sich Verbände, Vereine, Trainer, Sportler und Eltern einig sind und einen gemeinsamen Weg im Sinne des Leistungssports bestreiten. Dieser Erfolg sollte für viele von uns ein weiterer Ansporn sein, ebenfalls über den Tellerrand zu schauen und womöglich gemeinsame Stärken mit anderen Vereinen zu bündeln.

Bundestrainer Igor Blintsov zeigte sich mit dem ersten Auftritt und mit den Leistungen aller Athleten sehr zufrieden. Er betonte die Bedeutung dieses Wettkampfs als wichtige Standortbestimmung für die internationale Einordnung und die weitere Vorbereitung auf die anstehende Europameisterschaft und den World-Games. Die realistische Einschätzung des Trainerteams ermöglicht nun eine gezielte Vorbereitung, um die identifizierten Schwachstellen zu auszubessern.

Die sportliche Leitung in Vertretung durch Sportdirektor Hannes Schenk äußerte sich zufrieden mit den gezeigten Leistungen. „Wir sind auf einem guten Weg für die Europameisterschaft und können uns mit der internationalen Konkurrenz messen! Diese Ergebnisse zeigen, dass das Team gut aufgestellt ist und kontinuierlich Fortschritte macht. Ein besonderer Dank ging an die Physiotherapeutin Clara Camper Aviles sowie den internationalen Kampfrichter Felix Hohmann von der Eintracht aus Frankfurt bei seinem ersten World-Cup-Einsatz.

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