Nach dem Gewinn der Bronze-Medaille im Mehrkampffinale beendeten die beiden Aushängeschilder der deutschen Sportakrobatik Daniel Blintsov und Diana Lust (SC Riesa/SV Mergelstetten) die Europameisterschaften in Luxemburg mit einem weiteren Paukenschlag! Am Ende einer spannenden Wettkampfwoche sichern sich die beiden in der Balance-Finalübung die Bronzemedaille und damit insgesamt die vierte Medaille für Deutschland. Mit 28.480 Punkten (Technik: 18,000/Artistik: 8,900/Schwierigkeit:2.08) eroberten sich Blintsov/Lust trotz eines Größenabzuges von 0,500 Punkten den dritten Platz in der Qualifikation hinter Israel und der Ukraine.
Im anstehende Finale war es dann eher wieder etwas für Alfred Hitchcock… Daniel Blintsov und Diana Lust mussten als drittletzte Formation auf die Wettkampffläche. Mit einer nochmaligen Steigerung von 0,200 Punkten auf 28.680 Punkten erhöhten die Deutschen, knapp hinter dem ukrainischen Mixed-Paar Ivan Labunets und Yevfrosynila Kryvytska auf dem Silberrang liegend, nochmals den Druck auf die letzten beiden Starter. Würde dies jetzt reichen? Fast….mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0.110 Punkten schoben sich noch die amtierenden Europameister des Mehrkampfes aus Isreal Amy Refaeli und Yonatan Fridman an Blintsov/Lust vorbei und holten sich die Silbermedaille.

Trainerin Nina Blintsov: „Wir sind überglücklich mit dem Gewinn der zweiten Bronzemedaille und gratulieren dem ukrainischen und israelischen Mixed-Paar. Man zittert bis zuletzt und hofft, dass man nicht mehr verdrängt wird. Nervenkitzel pur. Wir wussten ja, dass mit dieser Wertung mehr möglich sein könnte, aber in diesem starken Feld kann fast jeder eine Medaille gewinnen. Der Abstand lag mit 0,110 Punkten umgerechnet lediglich bei „einem gestreckten Fuss“.

Rückblickend kann die deutsche Mannschaft mit ihrem Nationaltrainer Igor Blintsov mit dem Abschneiden bei dieser EM durchaus zufrieden sein. Natürlich hätte man sich von vielen Seiten gewünscht, den größten Erfolg der Verbandsgeschichte mit 10 gewonnen Medaillen 2023 in Varna zu wiederholen, aber dies war aufgrund der noch stärker gewordenen Konkurrenz einfach nicht möglich. Die Zukunft wird nun zeigen, dass der DSAB nicht nur individuelle Leistungsträger und Medaillengewinner, wie Daniel Blintsov & Diana Lust und unserem Herrenvierer aus Dresden Andreas Benke, Pascale Dressler, Carl Frankenstein, Aaron Borck hervorbringt, sondern auch weitere Ausnahmesportler wie das Damenpaar aus Hoyerswerda Nona Kara und Johanna Schöne sowie hierzu noch überzeugende Nachwuchskonzepte weiter entwickeln kann. Durch die immer weiter vorangetriebene Professionalisierung in vielen Kernbereichen in der deutschen Sportakrobatik wird man sukzessiv immer wieder Ausrufezeichen in der Weltspitze setzen können. Deutschland verfügt jedoch nicht nur mit den drei World-Games-Formationen über Sportakrobaten und Sportakrobatinnen, die international erfolgreich sein können. Mit Petra Vitera, Yves Vander Donckt, Bundestrainer Igor Blintsov und den vielen herausragenden Vereinstrainern muss in den nächsten Monaten noch gezielter und effektiver „gescoutet“, gefördert und womöglich Sportler bis in die Weltspitze entwickelt werden.

Hier plant die Verbandsspitze um Präsident Oliver Stegemann seinen Sportlern und Trainern mit ihren grundlegenden Perspektiven die notwendigen Schritte aufzuzeigen und die erforderlichen zukunftsorientierten Bedingungen zu schaffen. Talente mit einem dynamischen Potential, wie auch gerade bei dieser EM in Luxemburg gesehen, wird in Zukunft in ihrer Entwicklung mehr Vertrauen geschenkt werden. Die WM 2028 und die World-Games 2029 sind das angestrebte Ziel !
Trotzdem sind Prognosen für unsere Zukunft immer eine schwierige Angelegenheit. Sie können richtig und/oder falsch sein. Hätte man im Vorfeld zur EM den sportlichen Erfolg der deutschen Mannschaft prognostizieren müssen, wäre dies wohl schwer gefallen. Aber weshalb ist dies so und weshalb kann man dies im Vorfeld nicht gesichert sagen ? Die Antwort liegt auf der Hand und läßt sich in den gezeigten bzw. fehlenden Schwierigkeiten in den jeweiligen Wettkampfübungen begründen. Bei jeder Übung wird neben einer Techniknote und einer Artistiknote auch zusätzlich eine Schwierigkeitsnote (Difficulty) vergeben. Umso höher die Schwierigkeiten in einer Übung und die daraus resultierende Schwierigkeitsnote umso größer der Vorteil und umso wahrscheinlicher ist die Möglichkeit, eine Medaille bei EM, WM oder den World-Games zu gewinnen. Sieg und Niederlage hängen auf das Engste miteinander zusammen und mancher Finalplatz hätte auch bei dieser EM mit etwas mehr Glück auch ein Medaillenplatz sein können. Im technischen Vergleich mit der Weltspitze (Techniknote) liegt Deutschland oft in Schlagdistanz und in den Finals: sogar auf einem Medaillenrang. Doch was muss und wird sich ändern ? Die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für das Leistungssportpersonal werden weiter optimiert, der internationaler Wissensaustausch in der Trainerschaft weiter vorangetrieben, ein zielführendes Wissensmanagement weiter integriert, das technologische Umfeld weiter auf den Prüfstand gestellt sowie die Trainingsqualität und -intensität weiter optimiert werden. Doch der wichtigste Punkt ist eine noch höhere Einflussnahme des Bundestrainers Igor Blintsov mit DSAB-Trainerin Petra Vitera bei der Entwicklung von Perspektivformationen und der Auswahl von Elementen, die in der Weltspitze geturnt werden.
Sollte Deutschland in der internationalen Konkurrenz auf Dauer einen Platz unter den besten Nationen festigen können, so wäre dies schon als Erfolg und als eine Bestätigung für eine zukünftig kompetente Führungsarbeit anzusehen.
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