Der Herrenvierer mit Tom, Danny, Vincent & Ben und ihrer Trainerin Petra Vitera mussten sich in der Qualifikation mit 54,430 Punkten den favorisierten Ländern aus Israel, Großbritannien, Belgien und der Ukraine geschlagen geben und verpassten das Finale der besten vier Nationen. Leider sollte es nicht sollen sein… Mit etwas mehr Glück und einer in der Balance-Übung besseren und vielleicht in der Dynamik-Übung auch faireren Wertung, wäre am Ende doch noch mehr möglich gewesen.
Die vier Dresdner kamen in ihre erste Übung bei den World-Games, der Balanceübung, nicht sehr gut in die erste Pyramide. Der Übergang von der Flagge zum Einarmigen verläuft nicht wie geplant und auch die zweite Pyramide sitzt nicht so perfekt wie in den letzten Tagen im Training. Dem Kampfgericht bleibt dies nicht verborgen und bestraft es mit einem Zeitfehler. 27,060 Punkte.
Schon wenige Stunden später stehen die vier „Vitera-Boys“ wieder auf der Matte und zeigen diesmal eine in allen Belangen nahezu perfekte Tempo-Übung:
8/4 gestreckt mit 720°, Kolonne, Doppelschraube, Doppelschraube mit Wechsel, 7/4 vorwärts gebückt und abschließend der Dreifachsalto… es sind kaum Fehler zu erkennen.
Doch leider, aus welchem Grund auch immer, sieht dies das eingesetzte Kampfgericht anders und vergibt 27,370 Punkte. Dies sollte nicht reichen, um den Abstand nach der Balanceübung zu verkürzen bzw. einen Finalplatz zu erreichen.
Petra Vitera: „Eine sensationelle Übung meiner Jungs. Ich war mir so sicher, dass konnte nur eine großartige Wertung geben !!! Doch als ich die Wertung sah, war uns allen bewusst, dass der Traum vom Finale geplatzt war. Als Trainerin ist mir klar, dass es keine gute Wertung gibt, wenn man Fehler macht. Aber keine gute Wertung zu bekommen, für eine wirklich gute Übung, ist schon bitter und ernüchternd. Viele, die diese Übung gesehen haben, werden mir zustimmen, dass diese Übung mit Sicherheit nicht die schlechteste der fünf gezeigten Übungen war. Für mich war es eine der besten Tempo-Übungen. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs, die nach der nicht ganz optimalen ersten Übung einen tollen Kampf gezeigt haben!“
Im anschließend Finale ohne deutsche Beteiligung siegt Großbritannien vor Belgien, der Ukraine und Israel.
„Männer, Ihr habt an diesem Tage nicht verloren ! Mit Eurem Kampf habt ihr die deutsche Sportakrobatik mehr als stolz gemacht. Ihr gehört zu den fünf besten Herrengruppen dieser Welt !!!! Vielen Dank Ben, Tom, Danny, Vincent, Petra und Eurem ganzen Team, welches hinter Euch steht !“
Thanks to everyone who participated and helped us! If not for you, we would not be here and we would not be standing on a pedestal. Thanks to the team of coaches and choreographers! Thanks to Nina and Igor Blintsov, SC Riesa, for the opportunity to live and train, Yuri Golyak for believing in us, Tonya TR Case, who added artistry to our WP. It was very interesting and exciting. These are other emotions than sitting at the judge’s table.
Oliver Stegemann
Ein unglaublicher Mixed Pair- Wettkampf liegt hinter uns. Nach 2017 bei den Herren Paaren wieder im Finale, wieder eine Medaille- dieses Mal Silber. Wahnsinn. Pia und Daniel haben den Wettkampf ihres Lebens geturnt. Drei Übungen lang haben die gekämpft, gefightet und gestanden. Es war phantastisch. Ich hoffe, dass in Deutschland an den Bildschirmen die Dramatik und Intensität rüberkam. In der Halle konnte sich dem Zauber unserer Sportart niemand entziehen. Viele haben zum ersten Mal Sportakrobatik gesehen und waren begeistert. Und Pia und Daniel mitten drin und ganz vorne dabei.
Mein Dank geht an alle, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. An erster Stelle unser Bundestrainer Igor, der gezeigt hat, dass er kein One-Hit-Wunder ist, sondern einer besten Trainer der Welt. Natürlich die Heimtrainerin Nina, die täglich mit dem Paar arbeitet. Aber auch unser Sportdirektor Hannes, der für alle Sportlerinnen und Sportler einen professionellen Rahmen geschaffen hat, durch den solche Leistungen möglich werden. Unsere Physio Kathleen, die Psyche und Physis fast rund um die Uhr in optimale Verfassung gebracht hat und so viele Menschen, die hinter diesem Erfolg stehen. Aber am Ende stehen die beiden jungen Menschen allein auf der Matte und bringen ihre Leistung. Und das war sensationell. Daher meinen allerherzlichsten Glückwunsch an Pia und Daniel! Die viele Arbeit hat sich für euch gelohnt und ausgezahlt. Ihr habt immer an euch geglaubt und euch mit Silber belohnt. Dies ist euer Erfolg!
Bernd Hegele
Herzlichen Glückwunsch an Pia und Daniel und das Trainerteam. Wovon wir alle geträumt haben ist tatsächlich wahr geworden, eine Medaille bei den World Games. Die lange Zeit und die vielen Stunden harter Arbeit wurden mit der Silbermedaille belohnt. Wir, die Akrobaten aus Deutschland freuen uns mit euch!
Dieter Mertes
Zwei durch Corona und Absagen von Meisterschaften geprägte harte Jahre wurden nun mit der Silbermedaille von Daniel und Pia bei den World Games in Birmingham gekrönt. Die Beiden sind ein echtes Team geworden! Während wir insgeheim zwar mit einer guten Platzierung gerechnet hatten, kehren nun beide für uns völlig unerwartet mit der Silbermedaille nach Hause zurück. Diese großartige Leistung kann gar nicht genug gewürdigt werden.
Nach diesem so nicht erwarteten Erfolg und der tollen sportlichen Leistung drücken wir unserer Herren-Gruppe nun die Daumen, dass auch sie eine gute Platzierung mit nach Hause bringen.
Ich gratuliere unserer Sportlerin und den Sportlern aber vor allem auch Bundestrainer Igor Blintsov und dem gesamten Team mit Stolz und Anerkennung auf das Herzlichste zu dem fantastischen Ergebnis.
Albert Jung
Es ist ein besonderes und einmaliges Ereignis für die Sportler an den Word Games eine Medaille zu gewinnen, da diese Chance nur alle vier Jahre gegeben ist. Schon die Qualifikation für diese Spiele zu erreichen ist eine herausragende Leistung. Ich gratuliere Pia und Daniel für die super Leistung und danke den Trainer*innen, Betreuer*innen und Kampfrichter*innen für die Arbeit die hinter diesem Erfolg steckt.
Hannes Schenk
Mit dieser Silbermedaille bei den World Games krönen Pia und Daniel ihre beeindruckende sportliche Karriere. Die harte Arbeit der letzten Monate hat sich am Ende ausgezahlt. Ich bin unglaublich stolz auf die beiden Aktiven und das gesamte Trainerteam. Pia und Daniel sind eine Inspiration für viele Sportakrobatinnen und Sportakrobaten in Deutschland.
Timo Spieß
In meinen Augen ist die Sportakrobatik gerade deshalb die schönste & tollste Sportart. So häufig wie man hier einen Gänsehautmoment genießen kann, ist schier unerschöpflich. Ich danke Dir Pia und Dir Daniel für diese mal wieder grandiosen Momente von denen ich persönlich nicht genug bekommen kann. Von Herzen gehen meine Glückwünsche an Euch, Eure Trainerin Nina, unseren Bundestrainer Igor, Ana, dem SC Hoyerswerda mit Sergej und der Familie Fünfstück & dem SC Riesa mit Rolf und Schöni. Von Eurem Erfolg werden noch Generationen danach profitieren können. Egal, wie es für Euch jetzt weiter gehen sollte, versprecht uns allen, der Sportakrobatik treu zu bleiben. In welcher Funktion auch immer… ! Meine herzlichsten Glückwünsche zum Gewinn der World-Games geht auch an unsere Freunde aus der Ukraine, Alla, Vika & Taisiia.
Die Superlativen gehen so langsam aus… Pia Schütze und Daniel Blintsov gewinnen Silber in den USA und machen sich in der Deutschen Sportakrobatik spätestens jetzt unsterblich!
2017 bei dem Gewinn der Goldmedaille von Tim Sebastian und Michail Kraft musste man sich schon immer wieder kneifen, um an diesen historischen World-Games-Gewinn zu glauben! Doch in der letzten Nacht hörte man nicht auf, sich die Augen zu reiben und sich immer und immer wieder zu fragen, ist dies wirklich Realität ? Haben es die beiden mit ihrer Trainerin Nina Blintsov und Bundestrainer Igor Blintsov wirklich und wahrhaftig geschafft ? Die Antwort lautet immer wieder: Ja…verdammt noch einmal ja!!!! Eine unfassbare Geschichte, wenn man bedenkt, welche Hürden man in Riesa in den letzten Monaten noch überwinden musste. Was für eine Geschichte !
In ihrer Finalübung zeigten die beiden aus Sachsen stammenden Akrobaten die zweitbeste Übung der vier Finalisten und krönten ihre tolle Karriere mit SILBER hinter dem favorisierten MxP aus Belgien. Eines war schon vor dem Finale klar: Würden Daniel Blintsov und Pia Schütze in dieser Form fehlerfrei durch ihre Übung kommen, wäre eine Medaille in mehr als greifbarer Nähe. Und genauso kam es. Mit einer fulminanten artistischen und technischen Übung sicherten sich die deutschen Ausnahmeathleten mit 28.840 Punkten die Silbermedaille und den Status das zweitbeste Mixedpaar der Welt zu sein.
„Es war der Tag unseres Lebens. Wir haben immer wieder davon geträumt, eine Medaille bei den World-Games zu gewinnen“, sagte Daniel einen Tag nach der Erfolgsübung. Es war eine fantastische Übung und unsere Bestleistung. Wir können es nicht fassen, dass wir es geschafft haben. Es ist unglaublich und irgendwie unwirklich. Wir haben eine herausragende Trainerin in Person meiner Mutter Nina und den perfekten Bundestrainer mit meinem Vater Igor. Beide haben uns punktgenau vorbereitet und auf dieses Ereignis eingestellt. Ohne meine Eltern und einige wichtigen Personen in unserem Umfeld, hätten wir es niemals auf dieses Weltklasseniveau gebracht. Wir danken allen Menschen von ganzem Herzen, die uns auf unserem Weg begleitet haben!“, so ein stolzer Daniel Blintsov.
Schon bei ihren letzten Erfolgen bei WM, EM und den World-Cups schienen für die für den SC Hoyerswerda startende Pia Schütze und ihren Untermann vom SC Riesa, Daniel Blintsov, die Superlativen auszugehen. Es waren für beide Athleten „überragende World-Games“. Pia & Daniel dominierten die letzten Jahre einfach alles, wo sie mit ihrer Trainerin Nina Blintsov an den Start gingen. Eine enorme mentale Stärke zeichnete sie immer wieder aus, die kaum zu erklären ist. Aber nur so sehen wirkliche Champions aus!
Man muss es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen… Deutschland gewinnt zum zweiten Mal in Folge eine Medaille bei den World-Games ! Wenn man darüber nachdenkt und sich dann noch einmal die Finalübung von Pia & Daniel vor Augen führt, bekommt man zwangsläufig eine Gänsehaut!
Unsere vier Jungs aus Dresden werden zwei Tage später als Pia und Daniel ihren großen Tag bei den World-Games haben.
Ihr Selbstvertrauen ist groß, denn anders ist ihre aktuelle Form nicht zu erklären. Zudem sind Ben, Danny, Vincent und Tom spätestens seit dem großartigen Auftritt bei den Deutschen Meisterschaften in Baunatal vor drei Wochen „heiß“ auf diesen ganzen großen Moment am Sonntag. In diesen letzten Wochen zeigten die vier Aushängeschilder des DSC um ihre Trainerin Petra Vitera einmal mehr ihren Charakter. Sie arbeiteten täglich sehr hart und sind nun genau zum richtigen Zeitpunkt in Topform. Das Vertrauen ist groß. Von daher ist nun in der Qualifikation alles möglich. Toi toi toi Männer !!!!
Als im Winter die Anfrage mit der Ausschreibung zum Trainingscamp über unseren Sportdirektor Hannes Schenk kam, stand für uns irgendwie fest, daran nehmen wir teil. Zunächst hatten wir ein Trio und ein Damenpaar vorgesehen. Als plötzlich ein Anruf kam: Die anderen melden sich alle nicht. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und sammelten insgesamt 14 Sportler mit verschiedenen Formationen. Mit der Sportmanagementsstudentin Janine Brackrock hatten wir eine deutsch sprechende glänzende Partnerin. Von seitens der Franzosen wurde ein hervorragender Plan für die Zeit vorgelegt. In zwei Videokonferenzen wurden weitgehendst alle Feinheiten abgestimmt. Vom Verein in Brumath wurden die nötigen und möglichen Finanzen beim OFAJ beantragt. In der Regel läuft es so, dass alles verauslagt wird und nach der Veranstaltung abgerechnet wird. Das funktionierte recht gut, denn hier lag alles in der Hand von Christophe Lemaire. Das, was bewilligt wird, wird dann auch ausgezahlt. Hinzu kamen neben Brumath noch zwei französische Vereine aus der Normandie, aus Dieppe und Elbeuf. Dieppe brachte die junge ausgezeichnete Trainerin Marie Bonhomme mit, die mit Anastasiia Bubnova aus Berlin gemeinsam abwechselnd das Training leiteten. Es hatte sich gut getroffen, denn alle Trainingsgruppen lagen auf einem ähnlichen Niveau. Drei Tage waren voll ausgelastet mit 2 Trainingseinheiten á 3 Stunden mit anschließendem Freizeitprogramm wie Strassbourgbesichtigung mit Abendessen, Spaßbad mit Freizeitpicknick, Abendessen im Restaurant mit Austausch. Am Abfahrtstag gab es noch eine kleine Vorstellung für einige Eltern aus Brumath mit viel Beifall auch vom Vizebürgermeister der Stadt. Das lief alles nicht ganz so wie geplant. Da die französische Eisenbahn streikte, mussten die Sportler aus der Normandie schon am Abend vorher abreisen und wir aus Berlin mussten uns mit der Regionalbahn bis Karlsruhe durchschlagen. Danke an unsere französischen Freunde, dass sie nach acht Jahren den Bann durchbrochen haben und wir hoffen, dass für die Jugend insbesondere wieder viele Austauschprogramme erfolgen werden. Nun ist ein Deutschlandmacher gefragt!
Unsere besten Sportakrobaten treffen bei den Weltspielen auf starke Konkurrenz.
Am Montagvormittag hob der Flieger am Frankfurter Flughafen mit dem Ziel Atlanta_USA ab. Mit an Bord unsere besten Sportakrobaten, die Trainer Nina Blintsov, Petra Vitera, Igor Blintsov, FIG-Kampfrichterin Stefanie Caro Ortiz und unsere Physiotherapeutin Kathleen Nürnberger. Am Freitag und am Samstag heißt es dann für die besten Formationen Deutschlands in ihrer sportlichen Karriere zum ersten Mal: Rock ’n Roll bei den World-Games. Und das werden sie… die World-Games rocken!!! Nach eher holprigen ersten Tagen (in der Organisation des Veranstalters läuft es leicht suboptimal) in Birmingham im US-Bundesstaat Alabama sind Daniel Blintsov & Pia Schütze und das Schlagschiff der deutschen Sportakrobatik mit Ben Ködel, Danny Ködel, Tom Mädler und Vincent Kühne voll im Focus.
Aber auch für Wiederholungstäter und Bundestrainer Igor Blintsov sind die World-Games immer etwas Besonderes. „Es ist ein einzigartiges Erlebnis und nicht mit Europa- oder Weltmeisterschaften zu vergleichen, weil drumherum einfach mehr passiert und auch viel mehr Zuschauer dabei sind“, so Igor Blintsov. 2017 erklomm er mit den noch amtierenden World-Games-Gewinnern Tim Sebastian und Michail Kraft den Olymp der Sportakrobatik. „Einen solchen Erfolg zu wiederholen wird natürlich bei dieser Konkurrenz mehr als schwer, unmöglich ist es aber nicht! Im Sport ist alles möglich und ich traue es diesen tollen Sportlern aus Riesa, Hoyerswerda und Dresden auf jeden Fall zu!“
Bei der Weltmeisterschaft in Baku (Aserbaidschan) gab es im deutschen Team ein ganz besonderes Jubiläum: Vincent Kühne (25) war zum zehnten Mal bei einer großen internationalen Meisterschaft dabei. Was für ein Meilenstein! Nur die wenigsten Sportlerinnen und Sportler stoßen auch nur annähernd in solche Dimensionen vor…
Begonnen hat die internationale Meisterschafts-Karriere von Vincent Kühne 2011 bei der Jugend-EM in Varna (Bulgarien), außer 2015 und 2016 war er seitdem immer dabei, natürlich sukzessive in den verschiedenen Alters- bzw. Leistungsklassen: fünf Europameisterschaften – in Varna, Odivelas (bei Lissabon), Rzeszów, Holon (bei Tel Aviv) und Pesaro – sowie fünf Weltmeisterschaften – in Orlando, Paris, Antwerpen, Genf und Baku. In unterschiedlichen Formationen und Positionen, immer aber in der Disziplin Herrengruppe. Er ist Deutschlands Dauerbrenner auf internationalem Parkett und damit natürlich auch dienstältestes Nationalmannschaftsmitglied.
„Inzwischen lese ich Starterlisten anders als früher“, lacht Vincent. „Ich schaue vor allem auf die Jahrgänge und bin erleichtert, solange ich noch nicht der Älteste bin. Diesmal waren aber nur noch drei oder vier Teilnehmer vor mir.“
2019 war die Karriere von Vincent zwischenzeitlich schon für beendet erklärt. Nur wegen eines Verletzungsausfalls in der damaligen Senioren-Herrengruppe sprang er 2021 nochmal für seinen Verein in die Bresche. Prompt wollten ihn Partner und Trainer danach nicht mehr gehen lassen. Und jetzt winkt mit den World Games sogar nochmal ein ganz besonderes i-Tüpfelchen zum Abschluss der großartigen Laufbahn.
Dabei dauerte es, bis Vincent seine Leidenschaft für die Sportakrobatik entdeckte: „Ich kam von der Leichtathletik, aber da ging es 2009 für mich nicht mehr weiter. Ich bin am Anfang nur zur Sportakrobatik gewechselt und ins Training gegangen, um in Dresden am Sportgymnasium bleiben zu dürfen.“ Erst nach Jahren, bei seiner zweiten internationalen Meisterschaft 2012 in Orlando, habe es einen entscheidenden Moment gegeben: „Ich weiß nicht warum, aber dort bei der WM in der Warm-up-Halle hat es auf einmal Klick gemacht.“ Aus der Pflicht wurde Leidenschaft. Vincent erinnert sich noch genau: „Plötzlich war es nicht mehr ‚Ich muss…‘‚ sondern ‚Ich will‘! Ich wollte auf einmal so gut sein wie es nur geht. Ich wollte auf einmal selber, dass meine Füße gestreckt sind.“
Man muss es sich bewusst machen: 2011 hieß der Bundestrainer noch (einige Jahre lang) Vitcho Kolev, der DSAB-Präsident Martin Gerster, Israel hatte noch keine einzige internationale Medaille gewonnen. Eine vergangene Ära! Von den Aktiven hat es nur Vincent bis in die heutige Zeit geschafft.
Was hat sich aus Sportlersicht getan? „Die wichtigste Veränderung ist, dass wir Sportler unsere Teilnahme bei der EM und WM nicht mehr zu so einem so großen Anteil selbst bezahlen müssen wie früher. Für Orlando waren das damals 1.200 Euro pro Person, das war schon eine Hausnummer. Außerdem hat sich das Wertungssystem stark verändert und verbessert. Meine Anfangszeit war die Phase, wo es nur um Schwierigkeiten ging und die Top-Nationen deswegen vollkommen unerreichbar waren. Jetzt steht die Technik im Vordergrund, das macht den Wettbewerb zumindest etwas ausgeglichener.“
Aber auch in puncto Schwierigkeit geht es Schritt für Schritt vorwärts. „Das Programm, das wir aktuell zeigen, ist das schwierigste Niveau, auf dem ich je geturnt habe. Von allen meinen verschiedenen Formationen.“ In Baku ist Vincent zusammen mit Tom Mädler, Danny Ködel und Ben Ködel im Tempo-Finale nur haarscharf an Bronze und damit seiner ersten internationalen Medaille vorbeigeschrammt. In Balance und Kombi wäre vielleicht ebenfalls etwas gegangen, aber da fehlte den Dresdnern noch die Sicherheit in ihren Pyramiden.
Deshalb richtet sich jetzt der Fokus voll auf die World Games im Juli in Birmingham (USA). Da wollen die Dresdner zeigen, dass sie ihre Pyramiden beherrschen. Und vielleicht reicht es ja dann zur großen Sensation? „Die World Games sind schon nochmal etwas ganz Besonderes“, bestätigt Kühne. „Nicht nur für den Verband wegen der Fördermittel, sondern auch für uns als Sportler. Nur alle vier Jahre, nur die Allerbesten. Wenn man da dabei sein kann, ist das schon ein riesiger Anreiz.“
Vincent studiert in Leipzig Englisch und Sport auf Lehramt. Während des Semesters wohnt er in Leipzig in einer WG und pendelt zum Training nach Dresden. „Wahrscheinlich mache ich für die World Games jetzt aber ein Semester Pause an der Uni, um mich voll auf die Vorbereitung konzentrieren zu können. Zehn Trainingseinheiten pro Woche sollten schon zusammenkommen.“
Aber nach den World Games ist dann endgültig Schluss. Oder wenigstens für ein knappes Jahr. Denn im Rahmen seines Studiums will Vincent im Herbst nach Irland. „Die Bewerbungen sind raus!“ Wenn er zurückkommt, ist eines aber klar: „Ich werde der Sportakrobatik auf keinen Fall fernbleiben können. Vielleicht arbeite ich nach meiner aktiven Karriere als Trainer und Choreograf. Aber mal schauen, wohin das Leben mich trägt.“
Seine aktuellen Choreografien hat er übrigens schon selbst kreiert, aber auch Übungen für andere Teams und Vereine. Sportakrobatik ist für ihn ja längst keine Pflicht mehr, sondern Leidenschaft.
ACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi PhotographyACRO WORLDS AGE GROUP captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 11.Mar.2022 by Filippo Tomasi Photography
Eigentlich kann man die World-Games mit den Olympischen Spielen vergleichen. Was vielleicht hier und da fehlt, ist das ganz große Tamtam um nicht zu sagen, das ganz große Spektakel. In Birmingham bekommen nun unsere besten Sportakrobaten mit Daniel Blintsov, Pia Schütze, Ben Ködel, Danny Ködel, Tom Mädler und Vincent Kühne ihre Bühne und damit auch den verdienten Focus der sportinteressierten Welt.
ACRO WORLDS captured at Milli Gimnastika Arenası, Baku on 13.Mar.2022 by Filippo Tomasi Photography
Vom letzten Donnerstag bis hin zum 17. Juli kämpfen rund 3600 Sportlerinnen und Sportler aus über 100 Ländern und insgesamt 34 nicht-olympischen Sportarten um Medaillen. 262 Sportler aus Deutschland werden sich mit ihren Konkurrenten bei diesem Multisport-Event messen. Darunter unsere besten Athleten aus Dresden, Riesa und Hoyerswerda.
2015 hat sich Birmingham in Alabama gegen Perus Hauptstadt Lima und das russische Ufa als Ausrichter der World Games 2021 durchgesetzt. Nach der Verlegung der Sommerspiele in Tokio in den Sommer 2021 wurden auch die World Games um ein Jahr verlegt. Hier wollte man einer Terminkollission entgehen.
Zuletzt wurden die World-Games 2017 im polnischen Breslau ausgerichtet. Deutschland inklusive unseren Gold-Jungs Tim Sebastian & Michail Kraft landete damals mit insgesamt 42 gewonnen Medaillen hinter Rußland (63) auf Platz 2. Russland und Belarus sind aufgrund des Angriffskrieges auf die Ukraine bei diesen Weltspielen ausgeschlossen.
Die Ausrichtung der World-Games wird nach Angaben von World-Games-Chef Gossow nur ein Bruchteil der letzten Olympischen Spiele kosten. Die Sommerspiele in Tokio verschlangen bis zu kolportierten 30 Milliarden US-Dollar. Man beziffert den Etat für die World-Games mit durchschnittlich 60 Millionen US-Dollar. Bei den World Games spielen Fernsehrechte auch keine Milliarden ein, trotzdem wurden schon die Spiele 2017 weltweit übertragen. Das US-Network CBS, der chinesische Staatssender CCCTV und ESPN decken die Games fernsehtechnisch ab. In Ländern ohne TV-Vertrag zeigt der Olympic Channel die Bilder aus Birmingham. Auch Sport 1 sendet hundert Stunden live.
Bei den 34 Sportarten im World Games-Programm ist auch unsere Sportakrobatik mit olympischen Ambitionen. Zu olympischen Ehren haben es beim letzten Mal Karate und Klettern nach Tokio geschafft. Breakdance wird 2024 in Paris dabei sein.
Ziel für die Sportakrobatik: die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Die Entscheidung wird im kommenden Jahr fallen. Dann könnte das Organisationskomitee von Los Angeles die Sportakrobatik als neue Sportart bei der IOC-Session vorschlagen. Drücken wir uns die Daumen.
Hier sind die besten Fotos von allen Startern bei der DM Jugend 2022 in Mainz am 9./10.07.2022 Vielen Dank an Felix Kuntoro (www.felixfotos.de) für die schöne Erinnerung von der besten Leistung unserer Sportakrobaten:innen.